Nachhaltige und artgerechte Tierhaltung - Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Exkursion des LK Bio J1
zum Demeterhof Rengoldshausen in Überlingen
Bildung für nachhaltige Entwicklung. „Das Fach Biologie leistet einen grundlegenden Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. […] Zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung gehören auch fundierte Kenntnisse über […] die Herkunft und Produktion unserer Nahrung […]. Diese befähigen zu einem persönlichen Handeln in globaler Verantwortung.“ – so steht es im aktuellen Bildungsplan. Der Leistungskurs Biologie J1 hat diese Leitperspektiven als Anlass genommen, am 22. Juli 2022 eine Exkursion zu einem biologisch-dynamisch bewirtschaften Hofgut der Region zu unternehmen, zum Hofgut Rengoldshausen, um ebendort nachhaltige und artgerechte Tierhaltung bei Hühnern und Rindern kennen zu lernen.
Rengoldshausen und das Konzept der Demeter-Höfe. Das Hofgut Rengoldshausen liegt vor den Toren Überlingens. 45 Menschen haben hier rund 200 ha Land in ihrer Obhut, wovon 40% Wiesen und 60% Ackerflächen sind. 7000m² sind durch Gewächshäuser überdacht. Die Landwirte betreuen 50 Milchkühe mit einem Zuchtbullen und ihren ca. 110 Nachkommen sowie etwa 300 Hühner in Mobilställen.
Der Rengo wird seit 1932 biologisch-dynamisch bewirtschaftet und ist einer der ältesten Demeter-Höfe der Welt. Die Wurzeln des Biologisch-dynamischen Landbaus der Demeter-Höfe reichen bis in das Jahr 1924 und gehen auf Impulse des Anthroposophen Rudolf Steiner zurück. Demeter-Höfe sind in ihrer Bewirtschaftung als ökologisch nachhaltige Systeme angelegt - Anthroposophen sprechen hier von der „in sich geschlossenen Individualität“ der Landwirtschaft. Von ihrer Natur her ist die Landwirtschaft in der Lage, alles, was sie für die Erzeugung der Ernten braucht, aus sich selbst hervorzubringen. Demeter-Höfe haben deshalb immer Landwirtschaft und Viehhaltung, damit - vereinfacht ausgedrückt - in einer Kreislaufwirtschaft das Land mit den Hinterlassenschaften der Kühe gedüngt werden kann und z.B. kein künstlicher Dünger benötigt wird – und auch nicht erlaubt wäre. Auch Pestizide sind tabu. Bei der Tierhaltung wird eine artgerechte Haltung angestrebt, die dem Tier auch seine Würde belässt.
Unsere Anreise. Wir reisten bereits ökologisch bewusst an: Wir starteten am Donnerstagmorgen mit Fahrrädern an der Fähre Konstanz, setzten mit der Fähre nach Meersburg über und radelten dann etwa 12 km zum Hofgut (am Ende, wenige Hundert Meter vor dem Hofgut verpassten wir einen Abzweig und so gab es noch ungeplant eine kleine Mountainbike-Strecken-Einlage…).
Die Hühner beim Rengo. Am Hofgut angekommen führte uns Sonja Ostermayer zunächst zu den Mobilställen der Hühner. Im Rengo werden schon seit Jahren Zweinutzungshühner gezüchtet: Die Hennen haben eine gute Legeleistung – etwa 200 Eier pro Jahr! – und die Hähnchen werden nicht kurz nach dem Schlupf getötet, sondern als „Bruderhähne“ artgerecht aufgezogen und zeigen da einen akzeptablen Fleischansatz. Die Henne werden im Hof selbst als Küken aufgezogen und beziehen schließlich als Legehennen einen Mobilstall.
Wir durften mit kleinen Futtereimern das Gehege, wo die Hühner ganzjährig leben, betreten und die Hühner und Hähne füttern, streicheln und auch auf den Arm nehmen. Schließlich schauten wir noch in den Mobilstall hinein, wo die Hennen ihre Eier legen und nachts schlafen. Alle zwei Wochen etwa wird der Stall auf ein neues Gelände gezogen, sodass die Hühner immer wieder frisches Gras vorfinden, Staubmudeln zum Baden, um das Gefieder rein zu halten und Gebüsch, um zu schlafen und in Deckung zu gehen – schließlich waren die Urform der heutigen Nutzhühner, die Bankivahühner ja Waldbewohner.
Die Milchkühe beim Rengo. Weiter ging es zum Kuhstall. Der geräumige Außenklima-Laufstall bietet den behornten Tieren viel Platz und Kuh-Comfort. Jetzt – im Sommer - war er natürlich leer: Die Kühe stehen auf der Weide; im Sommer ist ein leerer Stall der beste! Denn Rinder sind ja Weidegänger; „Vierbeinige Rasenmäher“, die ihr Futter am liebsten selber ernten und dabei am gesündesten sind. Außerdem werden dann keine arbeits- und kostenintensiven Stallfütterungen benötigt. Vom 20. April bis zum 30. Oktober sind die Rengo-Rinder durchgängig - Tag und Nacht - auf der Weide.
Bei der Hinfahrt hatten wir sie schon dort gesehen: eine Herde kauender, brauner Tiere mit Hörnern. Demeter-Rinder behalten nämlich ihre Hörner. Sie sind für Stoffwechsel und Verdauung der Wiederkäuer wichtig. Außerdem dienen die Hörner den Rindern auch als wichtiges Kommunikationsmittel. Fehlen die Hörner, könnte dies das Sozialverhalten der Tiere beeinträchtigen.
Mechthild Knösel betreut die Rinder; sie entwickelt, züchtet und forscht seit mehr als 10 Jahren auf dem Rengo für eine wesensgemäße Rinderhaltung. Wie die Hühner gehören auch die Rinder einer Zweinutzungsrasse an. Das Schweizer Originalbraunvieh eignet sich sowohl für die Milcherzeugung als auch für die Mast. Die Tiere werden von der Geburt bis zum Tod versorgt, gepflegt und begleitet. Rengoldshausen ist einer der Pionierbetriebe für die Muttergebundene Kälberaufzucht. Damit ist es möglich, dass die Kälber in der Milchviehhaltung bei ihren Müttern aufwachsen. Die Kälber dürfen sich an der Milch ihrer Mütter satttrinken, dann erst werden die Kühe gemolken. Die Milch der Rengokühe wird als Vorzugsmilch vermarket. Vorzugsmilch ist streng kontrollierte Rohmilch; naturbelassen, so wie sie aus dem Euter kommt – also nicht erhitzt und nicht homogenisiert. Das durften wir später dann auch kosten und fanden es sehr gut. Denn entgegen der vorherrschenden Meinung, Milch und Fleisch könne nur mit hohem Einsatz von Getreide, Soja und Mais wirtschaftlich erzeugt werden, liefern die Rengo-Rinder, die ausschließlich Gras und im Winter Heu fressen, Vorzugsmilch und qualitativ hochwertiges Fleisch.
Das Gold des Hofes. Anschließend begutachteten wir noch die Kompostmieten, das Gold des Hofes. Der Laufstall ist im Winter mit viel klein gehäckseltem Stroh ausgestreut, sodass Urin und die Fladen der Kühe komplett aufgesogen werden; es entsteht keine Gülle. Dies sowie Gemüsereste werden kompostiert und wieder auf die Ackerflächen ausgebracht; der Kreislauf schließt sich.
Butterschütteln. Abschließend konnten wir frischen Rahm in Flaschen zu Butter schütteln, die wir mit frischem Brot, hofeigenem Schnittlauch, Gurken und Tomaten genossen haben, bevor es wieder auf die Heimfahrt ging .
Weiterführende Hinweise:
Exkursion des LK Bio J1
zum Demeterhof Rengoldshausen in Überlingen
Bildung für nachhaltige Entwicklung. „Das Fach Biologie leistet einen grundlegenden Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. […] Zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung gehören auch fundierte Kenntnisse über […] die Herkunft und Produktion unserer Nahrung […]. Diese befähigen zu einem persönlichen Handeln in globaler Verantwortung.“ – so steht es im aktuellen Bildungsplan. Der Leistungskurs Biologie J1 hat diese Leitperspektiven als Anlass genommen, am 22. Juli 2022 eine Exkursion zu einem biologisch-dynamisch bewirtschaften Hofgut der Region zu unternehmen, zum Hofgut Rengoldshausen, um ebendort nachhaltige und artgerechte Tierhaltung bei Hühnern und Rindern kennen zu lernen.
Rengoldshausen und das Konzept der Demeter-Höfe. Das Hofgut Rengoldshausen liegt vor den Toren Überlingens. 45 Menschen haben hier rund 200 ha Land in ihrer Obhut, wovon 40% Wiesen und 60% Ackerflächen sind. 7000m² sind durch Gewächshäuser überdacht. Die Landwirte betreuen 50 Milchkühe mit einem Zuchtbullen und ihren ca. 110 Nachkommen sowie etwa 300 Hühner in Mobilställen.
Der Rengo wird seit 1932 biologisch-dynamisch bewirtschaftet und ist einer der ältesten Demeter-Höfe der Welt. Die Wurzeln des Biologisch-dynamischen Landbaus der Demeter-Höfe reichen bis in das Jahr 1924 und gehen auf Impulse des Anthroposophen Rudolf Steiner zurück. Demeter-Höfe sind in ihrer Bewirtschaftung als ökologisch nachhaltige Systeme angelegt - Anthroposophen sprechen hier von der „in sich geschlossenen Individualität“ der Landwirtschaft. Von ihrer Natur her ist die Landwirtschaft in der Lage, alles, was sie für die Erzeugung der Ernten braucht, aus sich selbst hervorzubringen. Demeter-Höfe haben deshalb immer Landwirtschaft und Viehhaltung, damit - vereinfacht ausgedrückt - in einer Kreislaufwirtschaft das Land mit den Hinterlassenschaften der Kühe gedüngt werden kann und z.B. kein künstlicher Dünger benötigt wird – und auch nicht erlaubt wäre. Auch Pestizide sind tabu. Bei der Tierhaltung wird eine artgerechte Haltung angestrebt, die dem Tier auch seine Würde belässt.
Unsere Anreise. Wir reisten bereits ökologisch bewusst an: Wir starteten am Donnerstagmorgen mit Fahrrädern an der Fähre Konstanz, setzten mit der Fähre nach Meersburg über und radelten dann etwa 12 km zum Hofgut (am Ende, wenige Hundert Meter vor dem Hofgut verpassten wir einen Abzweig und so gab es noch ungeplant eine kleine Mountainbike-Strecken-Einlage…).
Die Hühner beim Rengo. Am Hofgut angekommen führte uns Sonja Ostermayer zunächst zu den Mobilställen der Hühner. Im Rengo werden schon seit Jahren Zweinutzungshühner gezüchtet: Die Hennen haben eine gute Legeleistung – etwa 200 Eier pro Jahr! – und die Hähnchen werden nicht kurz nach dem Schlupf getötet, sondern als „Bruderhähne“ artgerecht aufgezogen und zeigen da einen akzeptablen Fleischansatz. Die Henne werden im Hof selbst als Küken aufgezogen und beziehen schließlich als Legehennen einen Mobilstall.
Wir durften mit kleinen Futtereimern das Gehege, wo die Hühner ganzjährig leben, betreten und die Hühner und Hähne füttern, streicheln und auch auf den Arm nehmen. Schließlich schauten wir noch in den Mobilstall hinein, wo die Hennen ihre Eier legen und nachts schlafen. Alle zwei Wochen etwa wird der Stall auf ein neues Gelände gezogen, sodass die Hühner immer wieder frisches Gras vorfinden, Staubmudeln zum Baden, um das Gefieder rein zu halten und Gebüsch, um zu schlafen und in Deckung zu gehen – schließlich waren die Urform der heutigen Nutzhühner, die Bankivahühner ja Waldbewohner.
Die Milchkühe beim Rengo. Weiter ging es zum Kuhstall. Der geräumige Außenklima-Laufstall bietet den behornten Tieren viel Platz und Kuh-Comfort. Jetzt – im Sommer - war er natürlich leer: Die Kühe stehen auf der Weide; im Sommer ist ein leerer Stall der beste! Denn Rinder sind ja Weidegänger; „Vierbeinige Rasenmäher“, die ihr Futter am liebsten selber ernten und dabei am gesündesten sind. Außerdem werden dann keine arbeits- und kostenintensiven Stallfütterungen benötigt. Vom 20. April bis zum 30. Oktober sind die Rengo-Rinder durchgängig - Tag und Nacht - auf der Weide.
Bei der Hinfahrt hatten wir sie schon dort gesehen: eine Herde kauender, brauner Tiere mit Hörnern. Demeter-Rinder behalten nämlich ihre Hörner. Sie sind für Stoffwechsel und Verdauung der Wiederkäuer wichtig. Außerdem dienen die Hörner den Rindern auch als wichtiges Kommunikationsmittel. Fehlen die Hörner, könnte dies das Sozialverhalten der Tiere beeinträchtigen.
Mechthild Knösel betreut die Rinder; sie entwickelt, züchtet und forscht seit mehr als 10 Jahren auf dem Rengo für eine wesensgemäße Rinderhaltung. Wie die Hühner gehören auch die Rinder einer Zweinutzungsrasse an. Das Schweizer Originalbraunvieh eignet sich sowohl für die Milcherzeugung als auch für die Mast. Die Tiere werden von der Geburt bis zum Tod versorgt, gepflegt und begleitet. Rengoldshausen ist einer der Pionierbetriebe für die Muttergebundene Kälberaufzucht. Damit ist es möglich, dass die Kälber in der Milchviehhaltung bei ihren Müttern aufwachsen. Die Kälber dürfen sich an der Milch ihrer Mütter satttrinken, dann erst werden die Kühe gemolken. Die Milch der Rengokühe wird als Vorzugsmilch vermarket. Vorzugsmilch ist streng kontrollierte Rohmilch; naturbelassen, so wie sie aus dem Euter kommt – also nicht erhitzt und nicht homogenisiert. Das durften wir später dann auch kosten und fanden es sehr gut. Denn entgegen der vorherrschenden Meinung, Milch und Fleisch könne nur mit hohem Einsatz von Getreide, Soja und Mais wirtschaftlich erzeugt werden, liefern die Rengo-Rinder, die ausschließlich Gras und im Winter Heu fressen, Vorzugsmilch und qualitativ hochwertiges Fleisch.
Das Gold des Hofes. Anschließend begutachteten wir noch die Kompostmieten, das Gold des Hofes. Der Laufstall ist im Winter mit viel klein gehäckseltem Stroh ausgestreut, sodass Urin und die Fladen der Kühe komplett aufgesogen werden; es entsteht keine Gülle. Dies sowie Gemüsereste werden kompostiert und wieder auf die Ackerflächen ausgebracht; der Kreislauf schließt sich.
Butterschütteln. Abschließend konnten wir frischen Rahm in Flaschen zu Butter schütteln, die wir mit frischem Brot, hofeigenem Schnittlauch, Gurken und Tomaten genossen haben, bevor es wieder auf die Heimfahrt ging .
Weiterführende Hinweise:
- Anita Idel: Die Kuh ist kein Klimakiller!
- https://www.rengo.de/
- Diesen Homepage-Artikel können Sie hier als pdf herunterladen.